NADINE RENNERT

 

 

Einbein, 2001, Holz, Kunstleder, Polyesterwatte, 105 x 55 x 27 cm    

Nadine Rennerts Objekte sind in hohem Maße semantisch aufgeladen. Die Künstlerin spielt auf der Klaviatur von Assoziationsfeldern, die sowohl dem verwendeten Material eingeschrieben sind als auch seiner Formgebung. Dabei sind jedoch die narrativen Ebenen nicht eindeutig festgeschrieben, sondern in einem Zustand von Andeutungen und vagen Ahnungen belassen. Letztlich ist es der Betrachter selbst, der die Geschichten zu den Dingen erzählt, oder, anders gesagt, die jeweilige Deutung erzählt viel über den Betrachter.

Die mit Nylonstoff bespannten Watte-Wülste der Einbeinigen etwas lassen sich deutlich als weibliche Abbreviatur lesen, doch werden sie durch die sattelartige Lederapplikation und die phallische Beinprothese mit männlich konnotierten Elementen zu einer Art hermaphroditischem Fetisch verschmolzen.

Das irritierend-erotische Objekt, das nicht selbständig stehen kann und an der Wand lehnt, löst ganz unterschiedliche Reaktionen aus, die von der jeweiligen Disposition des Betrachters abhängen.

Anderen Werken liegen Texte zu Grunde, die Rennert in der plastischen Gestaltung verdichtet und zugleich dekonstruiert, wie etwa die biblische Geschichte der Holofernes-Enthauptung bei Judith oder das Grimm-Märchen "Das Mädchen ohne Hände" bei I drink your Flower.

 

Marc Wellmann in: Die Macht des Dinglichen, Skulptur heute, Wienand Verlag, 2007

stellvertreter    
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