NADINE RENNERT

 

 

Zeichen, Video, 2019    

Für das Video Zeichen habe ich mir vorgenommen, mich mit ganz einfachen Handlungen und Objekten zu beschäftigen. Es entstand aus einem Bedürfnis nach Schlichtheit und Reduktion und der Frage, was eigentlich wichtig ist.

Doch was ist "einfach"? Auf diese Frage hin habe ich Körperfunktionen untersucht wie das Atmen, das Essen, Bewegungs- abläufe wie das Gestikulieren und Schreiten. Und ich habe mich mit Dingen beschäftigt, die grundlegend für unser Leben als Menschen sind: Wasser, Getreide, Licht, Klang. Oder mit Dingen, die Bedeutung für den Menschen haben wie Blumen, Rauch oder Knochen.

 

Während meiner Recherchen habe ich zufällig ein Buch gefunden, das in eigener Weise Tätigkeiten und Objekte untersucht. Es ist das Buch "Von heiligen Zeichen" von Romano Guardini. Guardini, Theologe und Religionsphilosoph, geht der vielfältigen Symbolsprache der katholischen Lithurgie auf den Grund. Im Video zitiere ich einen Satz von Guardini über das Wort, welches sowohl gesprochen als auch geschrieben wird.
Mit den Erkenntnissen, die ich aus Guardinis Buch gezogen habe, war es für mich interessant zu untersuchen, wie ich als Künstlerin Zeichen setze und wie ich diese in einem Film vereinen kann.

Das Video beginnt und endet im Dunkeln. Dazwischen spannt sich auf- und abnehmende Helligkeit. Als Auftakt schlage ich ein Tuch auf mit dem ich einen Tisch beziehe. Dann folgen die weiteren Handlungen, die teilweise Klänge hervorrufen. Klang und Bild sind oftmals entkoppelt und ineinander verwoben.

Als wichtiges Objekt hat sich meine weiße Emailleschüssel erwiesen. Sie enthüllte nicht nur ihre Eigenschaft als Bewahrerin von Flüssigem wie Wasser oder Vielzähligem wie Getreide, sondern hat mich immer wieder mit den Geräuschen überrascht, die sie hervorgebracht hat! Ebenso wichtig war mein Atelierraum, der als Hülle für meine Aktivitäten diente und der bis auf wenige Details leer war, nur dem wechselnden Tageslicht unterworfen.

Interessant ist für mich auch die Herkunft des Wortes Zeichen. Wie sich schon in früheren Arbeiten gezeigt hat, lohnt es sich die Herkunft eines Wortes zu untersuchen. Das deutsche Wort Zeichen lässt sich von germanisch *taikna- "Erscheinung" ableiten und geht zurück auf das indogermanische *dei- "scheinen, erscheinen". Durch das indogermanische *dei-w- "Erscheinung", entwickelt sich später auch das lateinische divino - wunderbar.

Das Zeichen ist also schon als Wort etwas wunderbares!

 

Das Video ist unter: Filme zu sehen

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